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Imre Kertész
Liquidation Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
Das jüngste Buch des großen ungarischen Autors handelt einmal mehr vom Leben und Sterben, Lesen und Schreiben, Begreifen und Verzweifeln - „der sogenannten Wirklichkeit“, wie der Autor den unfreiwilligen Helden seiner Geschichte gleich zu Beginn klarstellen läßt. Im Kern geht es wieder einmal um Auschwitz, und wieder einmal erfahren wir davon nicht mehr, als wir ohnehin wissen oder jedenfalls wissen sollten, und wieder einmal glauben wir nach der Lektüre mehr von dem zu verstehen, was eben doch nicht zu begreifen ist.
Der schmale Band ist in der kunstvollen Verbindung verschiedener Zeit- und Erzählebenen nicht nur formal ein Meisterwerk, er enthält vielleicht auch die Summe der Lebenserfahrungen von Imre Kertész, die sich durch Schreiben vermitteln, sofern sie sich überhaupt vermitteln lassen: “Die Welt besteht aus Scherben, die auseinanderfallen, sie ist ein dunkles, zusammenhangloses Chaos, alleine vom Schreiben zusammengehalten ... Das wahre Ausdrucksmittel des Menschen aber, sagte er immer, sei sein Leben. Die Schmach des Lebens über uns ergehen lassen und schweigen: Das sei die größte Leistung.“
Januar 2004
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